Japan Teil 2 - Die Stadt der Städte
Müde und erschöpft kommen wir am frühen Morgen mitten in Tokio an. Tobis Gesundheitszustand hat sich deutlich verschlechtert: blass und ohne ein Wort sprechen zu können sitzt er neben mir im Café und nippt an seiner heißen Zitrone. Wir müssen ein bisschen warten bevor wir zum Hotel fahren können, eigentlich dürfen wir offiziell erst nach 16:00 Uhr einchecken. Gestern Abend habe ich kurz vor Abfahrt noch eine Mail an das Hotel geschickt mit der Bitte um einen Early Check-In. Gespannt öffne ich nun mein E-Mail Postfach: Yes, ab 9:30 Uhr dürfen wir kommen! Ich strahle Tobi an, der mir nur müde zurück lächelt - ihm geht es wirklich schlecht. Also machen wir uns auf den Weg ans andere Ende von Tokio. Wir haben Glück, die Metro der JR Line ist noch relativ leer und wir bekommen ohne Probleme einen Sitzplatz. Die Nachbarschaft unseres Hotels ist sehr gemütlich, die schmalen Straßenschluchten sind ruhig und verschlafen. Ein sympathisches städtisches Wohnviertel eben, mit Kübelpflanzen vor den Haustüren, Fußball spielenden Kindern und ab und an einem alten Männchen auf dem Fahrrad. So hatte ich mir Tokio eigentlich nicht vorgestellt. Nach einer viertel Stunde Fußweg kommen wir dann beim Hostel an. Unser Hotelzimmer ist winzig, es passen gerade so ein Doppelfuton und am Fußende unsere Rucksäcke hinein. Das entspricht schon eher meiner Vorstellung der wahrscheinlich dichtbesiedelsten Stadt der Welt (2744 Menschen pro Quadratkilometer in 2015). Tobi legt sich hin und nach wenigen Minuten ist er bereits eingeschlafen. Nachdem ich mich auch etwas ausgeruht habe, begebe ich mich auf Nahrungssuche. Im kleinen Supermarkt um die Ecke werde ich fündig: in Japan gibt es unglaublich gutes „Fertigessen“ in jedem Supermarkt und Convience Store. Dies ist aber mit unseren Tankstellensandwiches nicht zu vergleichen. In Supermärkten gibt es eine Vielzahl an gekochten Tellergerichten, die jeden Tag frisch zubereitet werden. Wer hier also spät von der Arbeit kommt, nach dem er in der Metro schon wieder vor Erschöpfung eingeschlafen ist (ein Phänomen das man in Japan häufiger beobachten kann), darf sich aus einer riesigen Auswahl bedienen: Sushi natürlich, soweit das Auge reicht; Tempura, mit allen nur vorstellbaren Füllungen, Reis- und Nudelgerichte in allen Variationen. Appetitlich angerichtet und abgepackt in Plastikcontainern sind sie überall zu finden. Wer keine Zeit hat, das gekaufte zuhause aufzuwärmen, kann eine der vielen zur Verfügung gestellten Mikrowellen benutzen, um diese schnell zu erwärmen und vor Ort zu verzehren. Das Essen sieht erstaunlich gut aus. Keine Aluminiumfolie zum abziehen und der darauf folgenden Entäuschung, dass die enthaltene Pampe wirklich gar keine Ähnlichkeit mit dem aufgedruckten Produktbild hat! Oft gibt ein Schild an den Theken Aufschluss darüber, woran sich diese Gerichte stark anlehnen: „Home Made“, steht dann da auf japanisch geschrieben. Diese Fertigmahlzeiten sind anscheinend fest in der städtischen Gesellschaft verankert, das sieht man sofort daran, wer sich an den Regalen bedient - vom Studenten über den Geschäftsmann bis hin zur Omi. Leider müssen wir schnell bemerken, das die Auswahl an vegetarischen Produkten meist recht bescheiden ist. Nach längerem studieren der Zutatenliste (danke Google Translate!) finde ich aber ein paar vegetarische Sushi Rollen, Süßkartoffel-Tempura und gekochte Edamame. Stolz über diese Ausbeute mache ich mich auf den Weg zurück zu Tobi. Leider geht es ihm noch schlechter als zuvor und als ich seine Stirn berühre ist schnell klar, dass er Fieber hat. Irgendwo muss er sich einen Virusinfekt eingefangen haben. Also mache ich mich am frühen Abend alleine auf den Weg zu James, einem amerikanischen Versicherungsmakler der schon ein paar Jahre in Tokio lebt. Mit ihm sind wir verabredet um die Details unseres Housesitting Jobs zu klären und den Schlüssel für die Wohnung abzuholen. Ab morgen werden wir dann fünf Tage auf Foxxy aufpassen - eine kleine Shiba Hündin.
James bewohnt ein nach japanischen Stil schlichtes Einzimmer-Apartment im Stadtteil Naka Meguro, einem lässigen Viertel in das ich mich bereits auf dem kurzen Weg von der Straßenbahn zum Haus verliebe. Es ist etwas los auf den Straßen, aber nicht so klischeehaft wie man es aus den Tokio-Dokus kennt. Es herrscht ein entspannter Vibe, die Menschen flanieren an Straßencafés und kleinen hippen Kneipen vorbei aus denen wenn überhaupt nur leise Musik auf den Gehweg drängt. Ein krasses Gegenteil zur Dauerbeschallung in Südkorea. Ich werde von einer aufgeregt wedelnden Foxxy empfangen und mein Herz schlägt höher beim Anblick dieser sympathischen hübschen Hündin. James zeigt mir die Wohnung und erklärt mir worauf wir zu achten haben, wo die besten hundefreundlichen Cafés sind und wie häufig wir mit Foxxy raus sollen. Er wird für 5 Tage Skifahren gehen und solange dürfen wir seine Wohnung bewohnen und uns um Foxxy kümmern. Nachdem ich mich von James verabschiedet habe, bin ich blendend gelaunt und so beschließe ich, mir für den Rückweg etwas Zeit zu lassen und durch unsere neue Nachbarschaft zu schlendern. Es gibt viel zu sehen, dass ich den Überblick etwas verliere und als ich merke, dass mein Handyakku mittlerweile leer ist, habe ich mich in den kleinen Gassen schon hoffnungslos verlaufen. Verzweifelt versuche ich irgendwo in der Nähe eine Steckdose zu finden um einen Blick auf meine treue Karten-App werfen zu können. Hier stehen doch überall diese Getränkeautomaten, da müsste doch eine Steckdose zu finden sein? Doch bevor ich überhaupt angefangen habe zu suchen stelle ich fest, dass ich überhaupt kein Ladegerät dabei habe. Verdammt, was für ein Klischee: deutscher Touri verläuft sich in fremder Großstadt. Planänderung: ich versuche mein Glück bei den Convinience Stores, die haben doch alles im Sortiment, von der Mikrowelle bis hin zur USB-Ladestation. Die Verkäufer sind bemüht, ohne Google Translate hapert es aber wie anzunehmen war an der Verständigung. Sie schicken mich immer wieder in eine andere Richtung, mein relativ schwach ausgeprägter Orientierungssinn trägt sein Weiteres dazu bei. Ein netter Mitarbeiter eines Family Mart’s hat dann Mitleid und schenkt mir sein eigenes Ladegerät. Dankbar nehme ich an und lade mein Handy im nächsten Waschsalon. Dank maps.me's Offline Karten finde ich dann endlich zurück zum Hotel. Tobi ist wach und hat sich bereits Sorgen gemacht. Leider geht es ihm schlechter als zuvor, er friert trotz der Hitze im Zimmer und das Thermometer zeigt mittlerweile 39,5 °C an.
Am nächsten Morgen ist immer noch keine Besserung in Sicht und so quält sich Tobi aus dem Bett und in die Straßenbahn. Da wir an der Endstation einsteigen, können wir wieder Sitzplätze ergattern und das ist auch bitter nötig. Ich habe ihn schon seit langem nicht mehr so krank gesehen und bin froh, als wir endlich vor James Apartment zu stehen. Foxxy ist alleine zu Hause und begrüßt uns mit aufgeregtem Gebell. Schnell scheint sie aber zu erkennen, dass wir nun erstmal hier bleiben und legt sich bald darauf zu Tobi aufs Bett. Anstatt wie geplant die nächsten Tage die Stadt unsicher zu machen, ist Bettruhe angesagt. Ganze 4 Tage liegt der Herr mit hohem Fieber flach und ich verbringe die Tage mit der Pflege von Foxxy und Tobi. Nachdem auch die Medikamente aus der Apotheke nicht wirklich helfen und die Lieben zuhause sich mittlerweile ernsthaft sorgen, machen wir uns einen Tag vor Tobis 31. Geburtstag auf dem Weg zu einem Arzt. Wie überall müssen wir auch hier die Schuhe im Eingangsbereich ausziehen. Die Mitarbeiter sind höflich, der behandelnde Arzt spricht sehr gutes Englisch, macht einen Influenza Test und stellt ein Rezept aus. Er kennt Stuttgart, lobt das deutsche Versicherungssystem und gibt mit gütigem Blick auf unsere Backpacks einen Rabatt auf die Behandlung. Die Medikamente wirken schnell, das Fieber ist am nächsten Morgen schon deutlich runter und auch wenn noch nicht komplett genesen, können wir an Tobis Geburtstag das erste mal gemeinsam bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen mit Foxxy spazieren gehen. Die ältere Hundedame hat aber schon nach einer viertel Stunde keine Lust mehr und weigert sich strickt nur einen Schritt weiter zu gehen, also machen wir Kehrt und verbringen den Rest des Tages gemütlich zuhause mit Pizza, Wein und einem guten Film.
Auch wenn uns die Grippe einen Strich durch die Rechnung gemacht hat die Stadt zu erkunden, sind wir ziemlich dankbar um den Trusted Housesitters Job. Hätten wir das vorher nicht klar gemacht, müssten wir in einem winzigen Zimmerchen zu zweit auf dem Futon auf Besserung des Gesundheitszustandes warten. Hier konnten wir uns etwas mehr ausbreiten, selbst kochen und einfach die Annehmlichkeiten einer Wohnung genießen. Es hätte also auch schlimmer kommen können. Vor allem aber konnten wir somit viel Energie in unser nächstes Vorhaben investieren:
Der Plan ist, für ungefähr 2 Wochen mit einem Wohnmobil / Campervan durch Japan zu reisen um dieses wunderbare Land auf eigene Faust zu entdecken. Wir sind viel beschäftigt mit Firmensuche, E-Mail-Korrespondenz mit Marketing-Leuten und der Personalisierung unseres Angebots. Bei unserer Recherche sind wir in Kontakt mit einigen Firmen der hiesigen Branche, doch am vielversprechendsten klingt das Angebot eines kleinen Wohnmobil-Verleihs in Osaka. Wir bekommen ein schniekes (eigentlich weit über unserem Budget liegendes) Wohnmobil zum halben Preis vermietet, wenn wir im Gegenzug ein kurzes Imagevideo für sie drehen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem kleinen, schlichten Campervan, aber das Angebot von ViiTa Camper ist nicht zu schlagen. Statt Minivan und Luftmatratze sind wir also demnächst mit einem waschechten japanischen Wohnmobil unterwegs, inklusive integriertem Wassertank, ordentlicher Standheizung und der Möglichkeit drinnen zu kochen - bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und hin und wieder starkem Schneefall scheint uns dies eine vernünftige Entscheidung zu sein.
Unsere Zeit mit Foxxy vergeht wie im Fluge und da sowohl die Geburtstagsparty, als auch eine ordentliche Stadttour bisher nicht möglich war, beschließen wir, spontan einen Tag länger in Tokio zu bleiben. Wir nehmen also wieder ein Zimmer im gleichen Hotel wie zuvor und machen uns auf, um ein bisschen mehr von Tokio zu sehen als Naka Meguro (Spoiler Alert: Naka Meguro bleibt bisher mein Lieblingsviertel).
Zunächst müssen wir aber noch die japanische Übersetzung von Tobis Führerschein abholen. Um in Japan mit einem Auto fahren zu dürfen, reicht der internationale Führerschein leider nicht aus und es muss eine offizielle Übersetzung durch das Verkehrsamt Japans angefertigt werden. Gestern wurden die Dokumente abgegeben und heute dürfen wir alles samt Übersetzung wieder einsammeln. Der Spaß kostet uns 30 Euro. Ärgerlich, da die meisten anderen internationalen Führerscheine in Japan anerkannt werden. Deutschland hatte 1949 logischerweise keine Vertragsmacht um sich dem Genfer Abkommen anzuschließen, warum da immer noch nicht nachgebessert wurde, fragt man sich als Japanreisender Deutscher trotzdem. Die Dame im Verkehrsamt ist jedenfalls sehr freundlich und der ganze Prozess wird effizient und problemlos bearbeitet - wie scheinbar alles hier in Japan. Danach gönnen wir uns beim Inder nebenan ein Curry mit Garlic Naan, hier ist auch garantiert keine Fischsoße drin. Krankheitsbedingt gerade so über den Berg, lassen wir es ruhig angehen. Es hat den ganzen Tag geregnet und als wir am frühen Abend von der Bahnstation zurück zu unserem Hotel schlendern, fängt es heftig an zu schneien. Einfach nicht zu glauben, dass diese mächtige Metropole noch leiser werden kann, aber die dicken weichen Flocken scheinen jedes Geräusch in den tiefen Straßenschluchten zu dämpfen. Der Schnee knirscht angenehm unter den Füßen und mein typisch transparenter Regenschirm ist bald schon mit einer wattigen Schicht Neuschnee bedeckt. Ich hätte nie gedacht, dass mir ein Großstadtwinter so gut gefallen kann. Diese friedliche Atmosphäre scheint sich aus unserem Blickwinkel über die ganze Stadt zu spannen, wie sich aber schnell herausstellt, sind die Bewohner Tokios nicht sehr winterfest. Zudem entwickeln sich die langsam gen Erde schwebenden Flocken zügig zu einem ausgewachsenen Schneesturm, der die ganze Stadt innerhalb von wenigen Stunden komplett lahm legt - wir sind eingeschneit. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn noch am selben Abend erhalten wir die Nachricht, dass sämtliche Busse, Züge und Flüge raus aus Tokio für den Abend und den ganzen nächsten Tag gecancelt wurden. Darunter natürlich auch unser Bus nach Osaka mit dem wir am nächsten Tag unser Wohnmobil abholen wollten. Zum Glück haben wir die Mail der Bus Gesellschaft noch entdeckt, die uns davor warnt am nächsten Tag am Busbahnhof zu stehen. So bleibt uns also nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich zu versuchen, Plätze im einen Tag später fahrenden Bus zu ergattern und unser Hotelzimmer um eine weitere Nacht zu verlängern. Zwar fehlt uns jetzt ein bereits bezahlter Tag im Wohnmobil, wir können die Sache jedoch positiv sehen: uns wurde gerade ein zusätzlicher Tag Stadterkundung geschenkt! Am nächsten Morgen spicke ich durch das schmale Oberlicht in den Hinterhof und werde ich vom strahlend blauen Himmel und dem schnell tauenden Schnee auf den Dächern der Umgebung geblendet. Als wir uns auf den Weg zur Metro machen, prasselt das Schmelzwasser in dicken Tropfen von Ziegeln auf den Asphalt und auf den Straßen sind übervorsichtige Pendler unterwegs, die stolz ihre neuen Schneeketten am Honda spazieren fahren. Tobi geht es blendend (bis auf einen hartnäckigen Husten) und so soll der geschenkte Extratag dafür genutzt werden, den etwas verkorksten Geburtstag nachzuholen. Also geht es erstmal auf einen Kaffee zur weltberühmten Shibuya Station, wo wir mit hervorragendem Blick vom 2. Stockwerk des hiesigen Starbucks der Straßenüberquerung für Fortgeschrittene gemütlich zusehen können. Es ist schon seltsam, all meine Vorstellungen von Tokio, die ich im Kopf hatte zerbrachen an der Realität. Die vielen visuell beeindruckenden und für Europäer sonderbar wirkenden Klischees sind eben nur die Spitze des Eisberges. Überfüllte U-Bahnen in der Rush Hour haben wir ab und zu gesehen, aber niemand scheint je über die vielen Zeiten am Tag zu berichten, in denen kaum etwas los ist in den Metro Stationen und es kein Problem ist einen Sitzplatz im Wagon zu erhalten. Die offiziellen „Stopfer“, die in Stoßzeiten die letzten Menschen in den Wagon drücken und so oft in Reiseberichten oder Dokumentationen gezeigt werden, haben wir nicht ein einziges Mal erlebt. Zudem ist Tokio eine der ruhigsten Großstädte in denen ich jemals war. Bei 38 Millionen Einwohnern rechnet man mit einem lauten hektischen Moloch. Die Bewohner haben jedoch eine Sprach- und Handlungskultur entwickelt, die dem stark entgegen wirkt. Viele Stadtteile sind wie Kleinstadtbezirke aufgebaut, es stellt sich schnell ein gemütliches Nachbarschaftsfeeling ein, sobald man die schmalen Gassen mit den vielen Topfpflanzen vor den Haustüren erkundet. An öffentlichen Plätzen wie in der Bahn, im Bus, oder im Supermarkt wird nicht telefoniert, oder sich lautstark unterhalten, jeder senkt die Stimme um den anderen nicht auf den Senkel zu gehen. Recht erfrischend, wenn man sich mit Schaudern an die Stuttgarter S-Bahnfahrten am Wochenende oder in der Wasenzeit zurückerinnert.
Die Bilder von Menschenmassen die sich wie durch Schwarmverhalten gesteuert über die Straße schieben fanden wir nur selten in Tokio. Um diese Ansammlungen zu finden, muss man bestimmte Plätze besuchen. Und an einem dieser Plätze trinken wir nun unseren Kaffee. Das besondere an der Shibuya Kreuzung ist, dass alle Ampeln gleichzeitig auf Grün schalten und somit von jeder Seite Fußgänger auf die Kreuzung strömen. An manchen Tagen und zu bestimmten Uhrzeiten überqueren so in einer Ampelphase bis zu 1000 Menschen gleichzeitig die Straße - ein seltsam organisiertes, pulsierendes Wirrwarr. Das ganze Treiben von oben zu beobachten hat eine seltsam hypnotisierende Wirkung auf mich. Die Kreuzung ist jedenfalls viel kleiner als ich sie mir vorgestellt habe und am Ende ist es eben auch nur eine Kreuzung über die viele Menschen gleichzeitig gehen. Dennoch ist die Perspektive aus dem zweiten Stock ziemlich cool und heißer Kaffee ist nie verkehrt. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch einen verschneiten Park in der Nähe und anschließendem bummeln durch die etwas belebteren Einkaufsstraßen Tokios, erreichen wir unser zweites Ziel: Dominique Ansels Bakery. Wer nicht weiß wer oder was das ist: Dominique Ansel ist der Erfinder der Cronuts. Und wer nicht weiß was das ist, der ist wahrscheinlich nicht auf Instagram unterwegs. Sagen wir es so, Dominique Ansel ist ein sehr findiger und nun sehr berühmter Konditor mit Geschäften in New York, London und eben auch Tokio. Hier gibt es wunderschöne, raffiniert kreierte Törtchen, Gebäck und Kuchen. Ja klar, nicht gerade zu Backpacker-Preisen, aber hey, es ist schließlich Tobis Nachfeiergeburtstagstag und zu einem ordentlichen Geburtstag gehört eben auch ordentlicher Kuchen (gell, Oma? :). Wir suchen uns also zwei Schmuckstückchen aus und genießen die kleinen Köstlichkeiten in internationaler Gesellschaft. Die meisten Besucher scheinen nur hier zu sein, um ein Bild fürs Social Media zu knipsen. Da wollen wir nicht zu sehr aus der Reihe tanzen und machen unser obligatorisches Bild vom Essen.
Langsam färbt die untergehende Sonne die zahllosen Fensterscheiben der Stadt orange und violett und mir wird erneut klar: ich liebe Tokio. Das Warum ist schwierig in Worte zu fassen, aber die Hauptstadt Japans hat eine ganz eigene Art der Entspanntheit entwickelt, trotzdem gibt es hinter jeder Ecke etwas Spannendes zu entdecken. Da ich Naka Meguro ganz besonders in mein Herz geschlossen habe, steht unser Ziel für einen letzten Drink schnell fest. Die ganze Woche schon wollte ich eine dieser gemütlichen kleinen Bars besuchen, die sich in den kleinen Nebenstraßen der Nachbarschaft zwischen Fahrradhändlern, Blumenläden und Restaurants verstecken. Pünktlich zur Happyhour finden wir einen gemütlichen kleinen Pub, der zwei große Bier zum Preis von einem anbietet. Das Bierchen schmeckt nach so viel Gelaufe besonders gut und wir freuen uns insgeheim, dass der Schneesturm uns einen Strich durch unsere ursprüngliche Rechnung gemacht hat. Zum Abendessen entschließen wir uns für nationale Küche: Ramen bei T’s TanTan! Japan ist berühmt für die raffinierten Nudelgerichte, die jedoch oft mit Fischsoße oder Fleischbrühe serviert werden. und somit für uns bisher tabu waren. bei TaTan gibt es jedoch ausschließtich vegetarische Küche und so steigen wir ein paar Stationen vor unserem Hotel aus der Bahn und machen uns auf die Suche nach dem direkt im Bahnhof (ja, es gibt sehr gute Restaurants an japanischen Bahnhöfen) gelegenen Restaurant. Das zweite Bier hat mir mittlerweile einen Schluckauf beschert der sich hartnäckig hält. Vollgestopft und glücklich machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Es war ein perfekter Abschluss für unsere etwas verkorkste Zeit in Tokio - und ja, für EatThisWorld besteht ein perfekter Tag manchmal nur aus Kaffee, Bier und gutem Essen…irgendwo am anderen Ende der Welt.