Unser Road Trip über die Südinsel. Von Christchurch bis Wanaka.

 
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Road trip south island

teil 1

Vor zwei Wochen haben wir am Flughafen in Christchurch Thomas und Birgit - Annas Eltern, in die Arme geschlossen und wir sind zu waschechten Tour Guides mutiert:

Christchurch bis Lake Pukaki und Mount Cook

Nachdem wir den Mietwagen abgeholt, eine Luftmatratze (Typ “Gästeluftbett”) für die Schwiegies organisiert und unsere Vorräte in Christchurch aufgestockt hatten, ging es nach zwei Tagen Aklimatisierung los mit unserem Road-Trip um die Südinsel. Trotz Jetlag, Linksverkehr und Automatikschaltung, haben es Annas Eltern mit uns gut durch die kurvigen Straßen Neuseelands bis zum gemütlichen Städtchen Akaroa auf der Banks Halbinsel geschafft. Dort angekommen durften wir den Charme der kleinen Hafenstadt, mit ihrer kolonialen Architektur und dem unverkennbaren französischen Einschlag genießen. Eine Wanderung über die Hügel der Umgebung, ein Picknick mit Bierchen und im Anschluss Live Musik im Biergarten - gar nicht schlecht für Tag 1 unseres Road Trips. Die erste Nacht im unausgebauten Toyota Estima war dann für Annas Eltern wenig erholsam, was sicherlich unter anderem am Jetlag, viel mehr jedoch an der undichten Luftmatratze lag. Dieses Problem ließ sich dann aber mit einem Gang zum hiesigen Second-Hand Shop (Salvation Army FTW!) beheben und seither betten auch sie ihr Haupt auf einer anständigen Federkernmatratze! Wir verlassen die Küste und machen uns auf den Weg in die Alpen Region, genauer gesagt zum Lake Pukaki. Mit seinem türkisblauen Gletscherwasser und einem fabelhaften Blick auf den Mount Cook (von uns auch liebevoll Mount Cookie genannt - weils halt wirklich ein echtes Zuckerle ist), ist Lake Pukaki für uns einfach ein ganz besonderer Ort. Wir können uns am Anblick des Berges und der Wolken die sich im satten Türkis des mächtigen Süßwassersees spiegeln kaum satt sehen und verbringen zwei entspannte Tage mit Baden im klaren, eisklaten Wasser, Spaziergängen um den See und guten Gesprächen bei dem ein oder anderen Weinchen. Mount Cook, oder Aoraki, wie ihn die Maori nennen, scheint uns jedoch aus der Ferne zu rufen und nach zwei Tagen machen wir uns auf den Weg zum Fuße des höchsten Bergs Neuseelands. Alleine die Fahrt zum Mount Cook National Park ist traumhaft. Schon von weitem glitzern uns weiß-blau die uralten Gletscher und Dauerschneefelder entgegen. Der Hooker-Valley-Track ist eine 3 stündige Wanderung, besser gesagt ein angenehmer Spaziergang, der durch das Hooker Valley führt. Das dies einer der beliebtesten Wege im Mount Cook Nationalpark ist wird uns klar, als wir uns durch den fortlaufenden Touristenstrom schlängeln müssen. Besonders im ersten Drittel des Weges ist viel los: Es wird in bekannter Manier für Fotos auf der Hängebrücke posiert, oder fürs Insta-Gold auf einem der durchs Tal führenden Boardwalks gehockt. Nach einer halben Stunde Überholmanöver und unbeabsichtigter Fotobombs, verteilen sich die vielen Menschen auf dem Track und wir können die atemberaubende Natur des Hooker Valley genießen. Wir können das uralte Eis an den Berghängen krachen hören und am Hooker Lake hautnah beobachten, wie rießige, außerirdisch wirkende Eisfiguren langsam im eiskalten Gletschersee abtauen. Zwischen 1978 und 2014 haben die neuseeländischen Gletscher 36% ihres Eisvolumens verloren. Der Klimawandel macht sich leider auch am Mount Cook bemerkbar.

Mount Cook bis Queenstown

Am nächsten Tag ging unsere Reise schon wieder Richtung Süden weiter mit einem kurzen Zwischenstopp in Twizel, durch den beeindruckenden Lindis Pass bis nach Central Otago - hier haben wir im Januar fleißig Kirschen gepflückt. Diesmal sind wir aber nicht aufgrund der monotonen Erntearbeit hier, sondern wegen der faszinierenden Wüstenlandschaft und dem ausgezeichneten Wein der Gegend. Am traumhaft gelegenen, kostenlosen Camp Spot am Champagne Gully bei wunderbarem Sommerwetter fällt es uns leicht in das eiskalte Wasser des Lake Dunsten zu springen und den Abend bei einem Glas Wein entspannt ausklingen zu lassen. Nach einem Spaziergang durchs verschlafene Städtchen Alexandra am nächsten Vormittag, machen wir uns auf zu einem der zahlreichen Weingüter der Umgebung. Nachdem wir das erste Weingut (Domain Road Vineyard, sehr zu empfehlen) leicht beschwippst und glücklich mit einer vorzüglichen Flasche Wein verlassen (Danke Camille und Goutier für den Tipp!), ist die zweite, sehr kurze Weinprobe im Hausflur des Winzers etwas ernüchternd. Da es heiß ist und wir erstmal genug Wein intus haben, entschließen wir uns für eine kleine Wanderung im Bannockburn Sluicings Historic Reserve. Der Rundweg führt durch eine trockene Wüstenlandschaft und wir fühlen uns plötzlich wie in einer Miniversion des amerikanischen Grand Canyons.

Das Bannockburn Sluicing Historic Reserve wartet mit Canyon Panorama und Goldgräber Historie auf.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Queenstown - während der Fahrt fängt es schon an zu tröpfeln und als wir am Campingplatz “Queenstown Holiday Park Creeksyde” mitten in der Stadt ankommen, wartet schon eine dicke graue Wolke mit einem ordentlichen Regeschauer auf uns. Macht nichts, wir gönnen uns alle erstmal eine warme Dusche (nach einer Woche Katzenwäsche in verschiedenen Seen ist das auch langsam mal wieder nötig) und trinken anschließend jeder ein Bierchen in Vanettchen. Seit Annas Eltern hier sind, haben wir schon öfters zu viert im Van gesessen und das funktioniert erstaunlich gut! Der Regen lässt dann aber schnell wieder nach und wir erkunden das kleine, gemütliche Stadtzentrum. Queenstown ist touristisch, sehr überschaubar aber traumhaft gelegen! Als wir am Hafen auf den Lake Wakatipu und die spektakulären Südlichen Alpen blicken, fühlen wir uns ein bisschen wir in Skandinavien. Die Water Front ist mit vielen kleinen Restaurants und Bars gespickt und gegen Abend herscht ein entspannter Feierabend-Vibe im quicklebendigen Hafenviertel. Wir essen ein fantastisches Abendessen im Saigon Kingdom - authentisches vietnamesisches Essen, absolut zu empfehlen - und trinken danach einen Absacker in Perky`s Floating Bar. Das kleine Schiffchen trumpft auf mit einem perfekten Blick über den Pier und den Lake Wakatipu.

Kein Tourist kann dem Versuch widerstehen, das Panorama über Lake Wakatipu für Zuhause zu konservieren.

Queenstown bis Fjordland

Wir haben ziemlich lange mit einer Entscheidung gehadert - sollen wir wirklich den Abstecher nach Fjordland machen, oder nicht. Da unser Besuch aus der Heimat nur 3 1/2 Wochen hier ist, wollen wir natürlich so viel wie möglich sehen, ohne jedoch in Dauerstress zu geraten. Der Umweg bis zum Milford Sound ist recht ordentlich, denn es gibt keine Straße von dort an die Westküste. Der ganze Weg bis Queenstown muss wieder zurück gefahren werden, erst kurz danach geht es links ab Richtung Wanaka. Doch der Drang diese einzigartige Landschaft mit eigenen Augen zu sehen überwiegt und so buchen wir schon von Queenstown aus eine Bootstour durch den vielleicht bekanntesten Fjord Neuseelands. Die Fahrt zu den Ausläufern des Nationalparks ist landschaftlich bereits sehr schön, als wir dann aber nach Wochen endlich wieder durch natürlich gewachsenen Wald fahren, ist die Freude riesig. Neuseeland hat durch die extreme Vieh- und Landwirtschaft ein enormes Problem mit Waldschwund und Abholzung und wenn es außerhalb der Nationalparks neben den immer gleichen Reihen schnellwüchsiger Nadelbäume mal etwas Buschland gibt, sind wir schon froh. Des öfteren sehnen wir uns im Grasland Neuseelands nach der Waldeinsamkeit. Hier jedoch kommen wir absolut auf unsere Kosten. Und was für ein Wald das ist! Ein echter Urwald! Die Bäume sind von unten bis oben mit Moos, verschiedensten kleinen Farnen und anderem grünen Dickicht bewachsen; die Stämme der nur hier vorkommenden, uralten endemischen Buchen recken sich wild und ungehorsam in alle Himmelsrichtungen und das filigrane Geäst der Baumkronen mit ihren winzigen Blättchen scheint wie schwerelos über den mächtigen Stämmen zu schweben. Immer wieder wagt sich eines der South Island Robins, einer allem Anschein nach sehr zutraulichen Rotkehlchen-Art neugierig an uns heran. Wir haben noch nie eine so eine einzigartige Waldlandschaft gesehen wie hier im Norden des Fjordlands! Der Wald schmiegt sich bis zur Baumgrenze an die steilen Berghänge und das Wasser der Seen und Flüsse im Tal ist wie schon vor tausenden von Jahren klar und sauber. Hochnebel fließt wie in Zeitlupe über die Gipfel, und unten peitscht ein kräftiger Wind den feinen Regen über die gelben buschigen Gräßer der Ebene, als wir nach einer beeindruckenden Fahrt am Campingplatz ankommen. Assoziationen an das erste Drittel unserer Reise stellen sich automatisch ein, wir fühlen uns wieder nach Norwegen zurückversetzt (wenn man von der einzigartigen Flora des Waldes mal absieht). Die Erinnerung an die Wüstenlandschaft die wir nur zwei Tage zuvor durchquert haben, fühlt sich weit entfernt und unwirklich an. Heute geht es jedenfalls früh ins Bett, denn am nächsten Tag steht die Bootstour durch den Milford Sound an, einem der bekanntesten Fjorde Neuseelands. Nach einer sehr kalten Nacht und einem immer noch windigen Morgen, fällt es uns allen schwer unter der Decke hervorzukriechen und so kommen wir eine Kleinigkeit später los wie geplant. Denoch sind wir noch gut in der Zeit. Immer tiefer in den Nationalpark mäandert die schmale Straße, klettert über hohe Hänge, taucht ab in den Regenwald und führt uns durch einen einspurigen Tunnel durch einen mächtigen Berg (vor dem wir erst einmal 10 Minuten vor einer roten Ampel stehen). Wir sind sprachlos von der Schönheit dieses Gebietes. Die Fahrt ist kurzweilig, jedoch brauchen wir um einiges länger als die angegebene Zeit unseres Navis. Als wir endlich ankommen, werden wir dann auch noch auf den weiter entfernten Park and Ride Parkplatz gewiesen. Der Bus lässt dann auch noch auf sich warten und wir kommen am Hafen an, als unser Schiff gerade ablegen will. Die Leinen sind bereits los und wir werden am Steg angehalten. Wer sich auskennt weiß, das “Leinen los” soviel heißt wie “Du kommsch hier net rein”. Keiner der Crew hat jedoch mit Annas Hundeblick gerechnet und so werden wir mit dem OK des Kapitäns vom Skipper an Board gewunken. Mal wieder ziemlich Schwein gehabt! Mit einem “nicht der Rede Wert”, wehrt die Boardcrew unsere Dankeshymnen ab und noch während der ersten paar Meter fahrt durch den Fjord sitzen wir bei einem kleinen Frühstück am Tisch und strahlen um die Wette. Die zweistündige Tour durch den Milford Sound ist bisher eines unserer Highlights des Landes und wir können sie trotz des Touri-Vibes sehr empfehlen (die früheste Tour ist nicht so stark überlaufen und geht etwas länger. Das Licht ist wunderbar und das Frühstück gibts gratis noch obendrauf). Wir fahren unter einen Wasserfall und können 80 000 Jahre altes Gletscherwasser kosten, beobachten Robben beim Sonnenbad und werden von einer riesigen Gruppe Delfine begleitet die in der Bugwelle des Schiffes spielen und versuchen, der spektakulären Landschaft durch waghalsige Sprünge die Schau zu stehlen. Völlig begeistert verlassen wir das Schiff und machen uns mit einem ordentlichen Dopaminschub auf zur Wanderung auf den Key Summit. Auch dieser enttäuscht nicht und wir haben nach einem abwechslungsreichen Aufstieg eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Bergketten, Hochseen und die bewaldeten Tiefen des breiten Tals. Am Nachmittag finden wir uns auf einem wunderschönen Freedom Camp Spot direkt am Lake Te Anau wieder und genießen erneut ein Panorama das das Feierabendbierchen besonders gut schmecken lässt ;). Oft schon wurden uns bestimmte Orte auf den Inseln Neuseelands als absoluter Augenschmaus beschrieben und bis in den Himmel gelobt - und oft dachten wir dann: hmm jo, schon ganz nett hier. Fjordland hat unsere Erwartungen jedoch weit übertroffen und wir werden noch lange von den Eindrücken dieses Jurassic Park-esken Landstriches im Süden der Südinsel Neuseelands zehren.

Bevor wir dann am nächsten wieder gen Norden ziehen, holen wir uns dann noch zahlreiche Stiche der hiesigen Sandflies ab. Da rauf darf kein Fjordland-Tourist verzichten!

 

WanAka

Wir verbringen eine Nacht in dem kleinen Städtchen Lumsden welches zwischen Te Anau und Queenstown liegt. Hier wurde durch die Hilfe von vielen Freiwilligen der stillgelegte Bahnhof zu einem kostenlosen Campingplatz mit alten Lokomotiven, sauberen Toiletten, einem einfachen Küchenbereich und vielen Möglichkeiten zum Sitzen geschaffen. Seit gestern sind wir nun in Wanaka und haben uns gleich für die nächsten 3 Nächte hier niedergelassen. Es war mal wieder höchste Zeit für eine heiße Dusche und eine kleine Verschnaufpause um die vielen Eindrücke zu verarbeiten.


Postkarte der Woche

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Wir wünschen euch wie immer eine tolle Woche und freuen uns von euch zu hören!