Abschiedsschmerz und Job Pleite, eine seltsame Woche in Neuseeland
Zusammenfassung der Woche:
Wow, wo sollen wir dieses Mal nur anfangen zu erzählen? Zusammenfassend kann man sagen wir hatten eine etwas seltsame Woche. Wir hatten uns viel vorgenommen für die letzten Tage in Mangonui, aber der Dauerregen, inklusive Sturm und sogar einem kleinen Erdbeben (war halb so wild) machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Immerhin konnten wir in den wenigen Sonnenstunden die uns blieben die letzten Kleinigkeiten am Van fertigstellen. Da wir so schnell wie möglich Arbeit brauchen, haben wir uns bereits für ein paar Stellen beworben und am Dienstag war unser E-Mail Fach plötzlich voll. Im Januar haben wir die Chance bekommen auf einer Kirschplantage auf der Südinsel zu arbeiten. Diese Jobs sind beliebt und man muss sich bereits Wochen wenn nicht Monate vorher darauf online bewerben. Wir haben noch keine endgültige Bestätigung, aber es sieht gut aus. Von einer anderen Farm hatten wir bereits eine Absage bekommen, weil sie wie jedes Jahr hunderte Bewerber auf eine Hand voll Jobs hatten (wohl bemerkt, auch hier beginnt die Ernte erst im Januar). Zudem bekommen wir die Zusage bei einem Hostel 22 Stunden die Woche zu zweit die Nachtschicht an der Rezeption zu übernehmen. Wir überlegen lange, ob wir zusagen sollen, fragen mehrmals nach und lassen uns den Vertrag schicken, um die Bedingungen zu klären und sagen schließlich Mittwoch Abend zu. Unser Plan: neben der relativ kurzen Nachtschicht können wir uns gleichzeitig einen Tagesjob suchen und somit schneller die Reisekasse auffüllen. Außerdem haben bereits einen Job auf einer Kiwifarm im Nachbardorf in Aussicht und sind daher zuversichtlich für das nächste Kapitel unserer Reise - Arbeiten und ansparen ist die nächsten 3 Monate angesagt. Wir freuen uns auch, dass die Jobsuche sich so unkompliziert gestaltet. Es sind fürs neue Jahr einige Posten offen um die wir uns kümmern müssen. Die Steuer ist mal wieder fällig, Versicherung für das nächste Reisejahr muss bezahlt werden, Gebühren für die Website, Stock Music für unsere Videos, etc. Wir werden diesen Monat übrigens eine Zusammenfassung zum letzten Reisejahr veröffentlichen, hier gehen wir auch auf unsere Finanzen ein, denn wir wissen, dass das viele Weltreisebegeisterte brennend interessiert.
Donnerstag Abend hatten wir dann ein unglaublich nettes Wiedersehen mit Kim und Judy bei ein, zwei Gläschen Wein und Freitagmorgen mussten wir uns schweren Herzens von Mangonui und George verabschieden. Aufgrund des plötzlichen und anscheinend dringlichen Jobangebots machen wir uns bereits um 7 Uhr auf den Weg nach Tauranga, südlich von Auckland. Der Abschied fällt nicht nur uns schwer: George verbringt den Vormittag vor unserer Gästehütte und springt in unser Auto als wir losfahren wollen. Wir werden den kleinen Gremlin vermissen! Wir hätten noch ein paar Tage in Kim und Judys Airbnb kostenlos verbringen können, die Einarbeitung fängt aber schon heute an. Obwohl die Strecke nur knappe 500 Kilometer misst, brauchen wir fast 8 Stunden mit Vanettchen. Die neuseeländischen Straßen sind einfach keine deutsche Autobahn. Auf dem Weg sehen wir immer wieder an unübersichtlichen Stellen errichtete weiße Kreuze. Die Neuseeländer rasen aber trotzdem gerne. Ständig begegnet man Streckenabschnitten, die aufgrund von Straßenarbeiten mit Tempo 50 ausgeschildert sind, keiner der Einheimischen scheint sich aber daran zu halten. Gegen 18:00 Uhr kommen wir endlich am Hostel an und sind bereit für unsere Einarbeitung. Wie das Leben so spielt kommt es mal wieder ganz anders als man denkt. Diesen Job wollen wir nicht annehmen und die lange, gehetzte Fahrt hätten wir uns an diesem Tag wirklich sparen können. Gefrustet suchen wir uns einen Campingplatz für die Nacht und versuchen die nächsten Tage zu planen. Am Montag haben wir einen Termin bei der Kiwifarm um die Arbeitsbedingungen und voraussichtlichen Arbeitsbeginn zu klären. Den Samstag verbringen wir daher in der Bibliothek und recherchieren Übernachtungsmöglichkeiten für die nächste Zeit. Wir sind ja davon ausgegangen, dass wir im Hostel ein Zimmer haben werden. Mehr zum Thema Harbourside City Backpackers könnt ihr im Downer der Woche lesen. Immerhin finden wir 30 Kilometer entfernt einen schönen Spot, auf dem wir kostenlose 2 Nächte stehen dürfen: das Trout Pool Reserve! Angrenzend befindet sich der Kaituna, ein mit Wasserfällen gespickter, wilder Fluß der sich durch einen prähistrorischen Wald windet. Ein beliebtes Ausflugsziel für Rafting- und Kajakbegeisterte. Mehr hierzu im Highlight der Woche. ;)
Pic der Woche:
Downer der Woche:
Eigentlich dachten wir ja, der Downer der Woche wird sich auf den Abschied von Mangonui beschränken - weit gefehlt. Die Spalte ist diesmal aber einzig und allein der absolut unprofessionellen Jobbeschreibung und Schriftverkehr des Harbourside City Backpackers in Tauranga gewidmet.
Der Deal war wie folgt impliziert:
- 22 Stunden Nachtschicht die Woche
- 363 Dollar (NZ) die Woche + 20 Dollar pro Bereitschaftsdienst
- Unterkunft in einem Doppelzimmer
Wir haben aufgrund eines seltsamen Bauchgefühls extra nachgebohrt und auch die Arbeitsverträge zur Durchsicht verlangt. Woofing, also das Arbeiten für Kost und Logis ist in neuseeländischen Hostels mittlerweile illegal, also gehen wir von einem kostenfreien Zimmer für Mitarbeiter aus. Als wir jedoch ankommen, werden wir erstmal auf die 400 $ die Woche hingewiesen, die wir wöchentlich für das Zimmer berappen sollen. Bei einem Lohn von 363 $ die Woche! Das Hostel hat also aus dem an sich schon fragwürdigen Woofing Deal, winziges Zimmer + Nahrung für Arbeit im Hostel nun einen noch beschisseneren Deal gemacht. Praktisch sitzen 2 Personen (nur einer darf den Arbeitsvertrag unterschreiben) 5 Nächte die Woche an der Rezeption und putzen morgens die Küche für einen Mindestlohn, der sowieso für die Unterkunft drauf geht. Die Hostelbesitzer bekommen in Klartext gesprochen also einen Mitarbeiter, der sie nichts kostet. Und das am besten 3 Monate am Stück bitte sehr. Wer sich diesen Bedingungen ergibt, muss entweder verdammt verzweifelt, oder ziemlich dämlich sein. Wir sind dementsprechend verärgert und fragen den Mitarbeiter, warum so etwas essentielles nicht im Arbeitsvertrag, oder auf Nachfrage von uns nicht im Schriftverkehr erwähnt wurde? Er entschuldigt sich ausführlich und versucht sich raus zu reden. Den Manager bekommen wir erst gar nicht zu Gesicht.
Wir haben durch die Kiwi-Farm immerhin einen Plan B in der Tasche und mussten sowieso in die Gegend, aber wir hatten eigentlich vor, die Nordinsel auf dem Weg dort hin noch etwas besser kennenzulernen und nicht in einer 8 Stundenfahrt alles zu überspringen. Einen Haussit über die Weihnachtszeit haben wir deshalb auch bereits absagen müssen.
Dies ist nun schon die 3. negative Erfahrung, die wir mit einem potenziellen Arbeitgeber hier in Neuseeland hatten. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Schwarzen Schafe bei den Massen an 17/18 Jährigen erstmals-alleine-in-der-großen-weiten-Welt-Reisenden leichtes Spiel bei ihren Betrügereien haben.
An alle die mit dem Gedanken spielen, im Ausland zu reisen UND zu arbeiten: lasst euch nicht ausnutzen und sucht immer nach fairem Geld, für faire Arbeit. Die gibt es garantiert! Alles andere ist es nicht wert.
Wo wir gerade sind:
Mangonui, Far North District, Nordinsel Neuseeland
Highlight der Woche:
Ausgiebige Spaziergänge mit George, Pizza Abend in Mangonui, gemütlich einen Film schauen während es draußen in strömen regnet, das Wiedersehen mit Kim und Judy...
Unser Highlight diese Woche war aber definitiv der Sonntag. Als wir morgens die Vorhänge von unserem Vanettchen öffnen, erstreckt sich vor uns ein für Neuseeland berühmtes Bild: saftig grüne Hügel auf denen Schafe, Kühe und ein Pferd weiden. Hinter den Hügeln blitzt die Sonne hervor und der Himmel ist endlich wieder blau. Als wir die Tür unseres Van öffnen, bläst uns ein kalter, kräftiger Wind entgegen. Wir kochen uns einen Kaffee und packen uns warm ein. Unser Schlafplatz in der Nähe von Rotorua entpuppt sich als perfekter Standort um die Okere Falls zu erkunden. Einige unserer Nachbarn sind bereits auf den Beinen und schmeißen sich in ihre Neopren Anzüge - der Kaituna River, der durch das regenwaldartige Gebiet hinter dem Parkplatz fließt, ist ein beliebter Spot zum Wildwasser-Raften und Kayak fahren. Als wir in den Wald hineintreten, können wir uns vorstellen, warum dies seit Jahrhunderten ein wichtiger spiritueller Ort der Ngati Pikiao (so heißen die hier lebenden Maori) ist. Es ist Sonntag und wir sind daher nicht alleine unterwegs in einem der bekanntesten Touristengebieten der Nordinsel. Im Wald ist von dem frischen Wind nichts mehr zu spüren und die Sonnenstrahlen werfen Schatten der hohen Baumfarne auf den gut ausgebauten Pfad. Das Rauschen des Flusses mit seinen vielen kleinen Wasserfällen und Stromschnellen ist ständig zu hören, ab und zu zweigt ein Pfad zu beeindruckenden Aussichtspunkten mit Blick auf die Wasserfälle. Die Rafting Boote schnellen in unregelmäßigen Abständen die Wasserfälle hinab. Der Tutea Wasserfall ist mit seinen 7 Metern, der höchste Wasserfall der Welt den man mit einer geführten Raftingtour befahren kann. In Finnland durfte Anna ja bereits einmal das Vergnügen haben in so einem Schlauchboot einen wilden Fluß hinunter zu paddeln. Diesmal sind wir jedoch nur Zuschauer des Spektakels.
Nachmittags begeben wir uns auf Trinkwassersuche und fahren Richtung Rotorua. Die Stadt ist bekannt für ihre geothermalen Aktivitäten. Das riecht man auch, sobald man in die Nähe der Stadt kommt. Überall liegt der schwefelige Geruch in der Luft , der sich je nach Ortsteil mit gebratenem Hühnchen und Benzin der Tankstellen vermischt. Die Thermalquellen mit ihren blubbernden Schlammlöchern und Geysiren müssen aber erstmal warten. Wir werden schließlich noch eine Weile in der Gegend bleiben. Am Bike Park finden wir dann nicht nur unser Trinkwasser sondern sogar warme Duschen für umme - Jackpot! Der Sonntag war wirklich ein guter Ausgleich für den Rest der Woche. Frisch geduscht und gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Schlafplatz. Der Wind hat wieder zugenommen und es wird ungemütlich draußen. Zum Glück ist unser kleines Wohnzimmer auf Rädern perfekt um es sich bei einem Bier und einem Film gemütlich zu machen.
Der Herbst ist da und in der kalten Jahreszeit vermissen wir ab und zu einen leckeren, cremigen Ofenkäse. Aber keine Angst, auch ohne Milch und Tierleid lässt sich eine super leckere Alternative zaubern, die genauso cremig und perfekt zum dippen ist wie das Original.