Von den Jaspeteers in den Rocky Mountains bis nach Quebec.
Goodbye Jasper, Bonjour Morin-Heights!
Endlich melden wir uns mal wieder mit einer neuen Someday Summary! Die letzten Monate ist es ruhig um uns gewesen und dafür gab es einen einfachen Grund: es ist nicht viel bei uns passiert! Zumindest in unseren Maßstäben.. Wir haben uns nach über 2 Jahren “on the go” eine kleine Auszeit vom Reisen gegönnt und ließen uns für 3 1/2 Monate mitten in den Rocky Mountains im kleinen Örtchen Jasper nieder. Das war zwar so nicht geplant, aber flexibel auf Gegebenheiten zu reagieren haben wir mittlerweile ziemlich verinnerlicht. Eigentlich wollten wir nur 5 Wochen in Jasper bleiben und uns danach auf den Weg Richtung Osten, einmal quer durch Kanada machen. Naja, unverhofft kommt eben oft und zu unserer Zeit in Jasper gibts nichts zu meckern. Aber erstmal der Reihe nach.
Jasper und die Jasperteers
Wie sehr uns die kleine Stadt im Herzen des Jasper Nationalparks gefällt, haben wir euch ja bereits in unserer letzten Someday Summary erzählt.
Wir wurden nicht nur herzlich von unseren Hosts aufgenommen, sondern auch von allen anderen Jasperteers die wir hier kennenlernen durften. Da unser House-Sit mit Wallace und Stewy im November zu Ende ging, mussten wir eine Entscheidung treffen: Should we stay or should we go now?
Die Entscheidung viel uns letztendlich ziemlich leicht. Anna bekam die Möglichkeit als Integrationskraft in der Nachmittagsbetreuung der Grundschule zu arbeiten und dank unseren neuen Kontakte in Jasper bekamen wir die Möglichkeit, weiterhin als House-Sitter tätig zu sein. So konnten wir ganze 3 1/2 Monate in Jasper leben, ohne einen einzigen Cent für Miete oder Hotelzimmer ausgeben zu müssen (und Jasper ist ein extrem teures Pflaster).
Insgesamt sind wir hier 4 mal umgezogen und haben auf 4 Hunde und 4 Katzen aufgepasst. 2 Wochen kostenlose Logis gab es im Tausch für Malerarbeiten und Tobi machte sich als Dog-Walker einen Namen und hat mit insgesamt 10 verschiedenen Hunden regelmäßig die Trails der Umgebung erkundet. Neben der Arbeit als Integrationskraft für zwei Jungs konnte Anna zusätzlich 6 Wochen vormittags als Urlaubsvertretung mit dem wunderbaren Christopher (siehe Bild) arbeiten - einer der besten Jobs die sie je hatte!
Immer wieder Sonntags...
Unser Leben in Jasper
Und so hatten wir plötzlich nach über 2 Jahren Dauerreise für 3 Monate so etwas wie ein ganz normales Leben in den kanadischen Rocky Mountains. Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen und abends gemütlich auf der Couch verbringen, oder mit den Kollegen ein Bier trinken gehen. Am Wochenende konnten wir dann mit unseren “Hunden auf Zeit” die Gegend erkunden. Trotz der extremen Kälte die einen durchschnittlichen Mitteleuropäer an der Qualität des Thermometers zweifeln lässt, waren wir ständig draußen. Trekking über zugige Bergkämme, Schneeschuhwandern auf gefrorenen Seen und zum ersten mal auf Langlaufskiern stehen. Bei unserem letzten Housesit durften wir zudem den allabendlichen Luxus eines privaten Whirlpools genießen - direkt am Berghang mit Ausblick auf das Tal und den atemberaubenden Sternenhimmel. Krass… Wenn ich solche Zeilen schreibe, kann ich selbst kaum glauben welche unterschiedlichesten Lebensentwürfe wir auf dieser Reise schon testen durften.
Außerdem haben wir für uns eine neue Tradition etabliert: Jeden Sonntag sind wir auf einem der zahlreichen Seen der Umgebung Schlittschuh gelaufen. Öfters auch mit einem Drink in der Hand. Das Trinken von alkoholischen Getränken in der Öffentlichkeit ist in Alberta zwar verboten - auf einem zugefrorenen See scheint das die Einheimischen aber nicht zu stören. Und bist du in Rom, mach's wie die Römer 😉.
Und so verflogen die letzten Monate wieder unglaublich schnell. Neben all den schönen Momenten und der außergewöhnlichen Umgebung haben wir aber hauptsächlich einen ganz normalen Alltag gelebt. Wir halfen Freunden beim Umzug; Anna war zum ersten mal seitdem wir unterwegs sind richtig krank; unser Jeep Rosie hatte ein paar Aussetzer; und die Arbeit als Integrationskraft für 2 autistische Kinder hat Anna an manchen Tagen ziemlich an ihre Grenzen gebracht. Wir haben Freundschaften geknüpft; waren an Weihnachten zum traditionellen kanadischen Familienfest eingeladen; konnten Elche, Wapitis, Füchse, Kojoten und Dickhornschafe in freier Natur und manchmal auch direkt im Vorgarten beobachten; und haben zum ersten mal Temperaturen bis -45 °C erlebt.Goodbye, So Long!
Jasper hat bei uns jedenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen, nicht nur wegen der unglaublichen Lage mitten im spektakulären Nationalpark, sondern vor allem wegen der unglaublichen Herzlichkeit, mit der wir von den Einheimischen willkommen geheißen wurden. Danke an all die wunderbaren Menschen die wir hier kennenlernen durften - die uns unterstützt, um Hilfe gefragt, das ein oder andere Bierchen mit uns geteilt und uns zum Lachen gebracht haben.
Schnappschüsse aus Jasper
Rosie
Unserem 96er Jeep Grand Cherokee namens Rosie hat Jasper dafür ganz schön zugesetzt. Nach und nach kamen immer mehr kleine und größere Probleme hinzu. Durch die extreme Kälte wollte sie öfters nicht anspringen, die Batterie war nach längerer Fahrt leer und des öfteren ging der Motor am Stoppschild oder auch mal während der Fahrt einfach aus. Als dann das Kugellager der Umlenkrolle während der Fahrt zerbröselte, die Rolle sich nicht mehr drehte und im Zuge dessen der Keilriemen durch die Reibung zu schmelzen begann, war es an der Zeit sich zu entscheiden: Auto in die Werkstatt bringen und reparieren lassen, als Bastler-Mobil verkaufen - oder sich die Hände selbst schmutzig machen. Wir mussten nicht lange überlegen. Toby hat es sich zur Aufgabe gemacht Rosie selbst zu reparieren. Er hat die fehlenden Teile bestellt, sich in die Mechanik eingearbeitet; das Internet durchforstet, die Betriebsanleitung studiert, und einen Ehren-Doktortitel an der Youtube-Universität erworben. Nach ca. 2 Wochen Arbeit bei Durchschnittstemperaturen von -25 Grad stand Rosie dann aber besser da als je zuvor und wir konnten uns eine verdammt teure Reparatur beim Mechaniker sparen! Aber: Wir würden trotzdem nicht jedem empfehlen einfach selbst an seinem Vehikel rumzuschrauben. Wir haben durch unsere Reisen einiges an Erfahrung mit Gebrauchtwagen gewonnen und wer sich auskennt, kann an einem 96er Jeep mit dem richtigen Werkzeug tatsächlich sehr viel selbst richten. Wer sich aber nicht 100%ig sicher ist was er da tut, geht schon bei der nächsten Fahrt ein enormes Risiko ein - und zwar nicht nur für sich, sondern auch für seine Mitfahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer.
4000 km Quer durch Kanada
In einer Woche von den Rocky Mountains bis nach Quebec.
Ja, wir haben Jasper lieben gelernt, nach über 3 Monaten an einem Ort hat uns aber wieder das Reisefieber gepackt und wir wollten endlich weiter ziehen. Da unsere Freunde Luisa und Ruben gerade nach Ottawa gezogen sind war für uns von Anfang an klar, dass wir einen Großsteil unserer Zeit im Osten Kanadas verbringen wollen. Nicht nur um Luisa und Ruben zu sehen, auch Tobys Eltern werden uns im Frühjahr das erste Mal seit 2 1/2 Jahren besuchen und mit uns die Ostküste erkunden. Also hieß es erneut Rucksäcke packen und den laaaangen Weg gen Osten in Angriff nehmen. Im Sommer hätten wir uns für die Strecke wohl richtig viel Zeit genommen und immer mal wieder das Zelt dort aufgeschlagen, wo es uns gefällt. Da es aber nun mal nicht Juli ist und das Wetter im kanadischen Winter unberechenbar sein kann, beschließen wir die Strecke so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wir geben uns eine Woche, denn unseren nächsten House Sit im fast 4000 km entfernten Morin-Heights, Quebec haben wir uns schon gesichert. Gesagt getan. Am 3. Februar verabschieden wir uns schweren Herzens von Jasper und machen uns auf den Weg. Bei der Abfahrt scheint die Sonne am wolkenlosen Himmel und die Berge der Rocky Mountains zeigen sich noch einmal von ihrer schönsten Seite. Doch nach ca. 100 km Fahrt wird es dann plötzlich Flach. Und so bleibt es dann auch die nächsten 3 Tage: nichts als weisse Weite. Da Kanada flächenmäßig das zweitgrößte Land der Welt ist und unser Road Trip die Someday Summary sprengen würde, musst du dich an dieser Stelle jedoch noch ein bisschen Gedulden.
Was uns alles auf unserem Road trip durch Kanada widerfahren ist und wie Rosie das ganze überstanden hat erfährst du demnächst hier auf EatThisWorld.
Unsere Route und Etappen:
Jasper - Drumheller
Drumheller - Regina
Regina - Winnipeg
Winnipeg - Thunder Bay
Thunder Bay - Sault Ste. Marie
Sault Ste. Marie -Ottawa
Ottawa - Morin-Heights
Wo wir gerade sind:
Morin-Heights, Quebec, Kanada
Bonjour Morin-Heights!
Nach 8 Tagen Fahrt sind wir nun endlich im französischen Teil Kanadas angekommen. Naja, sagen wir fast. Denn Morin-Heights ist ein ganz besonderer Ort hier in Quebec. Don Steward, der Vater unseres Hosts, beschreibt in seinem Buch über die Geschichte von Morin-Heights die Besonderheit dieser kleinen Region so:
Anglo pionerrs came from Argentteuil in the south. French settlers arrived from the east. They met in what is now Morin-Heights. The ingredients were right for a clash of language, religion and culture. Instead of confronting each other, these new neighbours battled the forests and rocky farmland, and carved out the foundation for a vibrant, harmonious community.
Britische Siedler kamen aus Argentteuil im Süden. Französische Siedler kamen aus dem Osten. Sie trafen sich in dem heutigen Morin-Heights. Die richtigen Zutaten für einen Zusammenprall von Sprache, Religion und Kultur. Anstatt sich feindlich zu begegnen, erschloßen diese neuen Nachbarn gemeinsam die Wälder und das felsige Ackerland und legten den Grundstein für eine lebhafte, harmonische Gemeinschaft.
- Don Steward, The History of Morin-Heights, 2017
Wir kommen also mit unserem Englisch ganz gut klar hier, denn das kleine Erholungs- und Wintersportgebiet ist durch und durch Bilingual. Viele Familien sprechen nur englisch in der Familie und die Kinder gehen auf die französische Schule, manchmal ist es genau anders rum. Es scheint harmonisch und doch kompliziert. Wenn wir es schaffen noch mehr in Dons Buch zu schmökern erfährst du in der nächsten Someday Summary noch mehr interessante Fakten zu dieser Region.
Wir haben jedenfalls mal wieder ziemlich Schwein gehabt mit unserem House-Sit und wohnen in einem traumhaften Landhaus mitten im Wald auf einem 2 Hektar großen Grundstück mit Dalmatiner Zara. Eine Woche sind wir nun schon hier und fühlen uns Pudelwohl. Das Haus ist wunderschön gelegen, gemütlich eingerichtet und das offene Wohnkonzept der unteren Etage gefällt uns sehr. Außerdem waren wir bereits zum Weintrinken bei den Eltern unserer Hosts eingeladen und sind motiviert in den nächsten 4 Wochen ein gutes Stück mit dem Blog voran zu kommen. Vielleicht hast du ja schon ein paar kleine Änderungen am Design der Website entdeckt. ;)
Und das war sie, unsere Someday Summary im Februar 2020. Es fühlt sich gut an, wieder Zeit zum Schreiben zu haben und unsere letzten Wochen und Monate zu reflektieren. Dabei fällt uns natürlich auch auf, dass wir auf jeden Fall noch einmal einen gesonderten Post über unseren Road Trip schreiben müssen, denn das würde das Format der Someday Summary an dieser Stelle eindeutig sprengen. Was interessiert dich an unserer Fahrt durch das zweitgrößte Land der Welt? Und denkst du Rosie hat die Fahrt gut überstanden? Wir sind gespannt von dir zu hören!
Hab einen schönen Tag,